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„Die Rolle des Golfprofessionals hat sich grundlegend gewandelt“

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Stefan Quirmbach, Guido Tillmanns und Achim Lehnstaedt blicken zurück

24. September 2021

Mit Stefan Quirmbach, Guido Tillmanns und Achim Lehnstaedt schied am 19. September 2021 der seit 21 Jahren amtierende geschäftsführende Vorstand aus dem PGA Präsidium aus. In sieben Amtszeiten hat das Führungstrio die PGA of Germany wesentlich geprägt, sie zu einem modernen Berufsverband gemacht und ihr auf nationaler ebenso wie auf internationaler Ebene zu weltweitem Ansehen verholfen. Im Interview blicken alle drei zurück auf ihre Golf- und PGA-Geschichte.

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Stefan Quirmbach, Sie selbst sind 1984 Mitglied der PGA of Germany respektive damals des Deutschen Golflehrer Verbandes geworden. Wie hat sich der Verband damals präsentiert, wie haben sie ihn wahrgenommen?

Stefan Quirmbach: Es war ein Verband von guten, kollegialen Freunden, und man hatte das Gefühl: Ja, die verstehen sich alle sehr gut untereinander. Was ich aber schon damals empfand: Die Kollegen haben nicht wirklich ehrlich und offen über ihren Beruf geredet. Wenn sie sich unterhielten, sagte jeder zunächst, dass sein Shop gut laufe und das Stundenbuch voll sei – aber wenn man sich dann mit dem Einzelnen etwas intensiver unterhielt, war dem nicht immer so. Die Pros in den Clubs haben sich zu dieser Zeit als Golflehrer wahrgenommen, und die berufliche Situation war im Grunde einfach: Der Pro war dort auf der Range und gab Unterricht, und meist betrieb er den Shop, den die Ehefrau geführt hat. Ich hatte damals das Gefühl, dass die tatsächliche Situation der Golfprofessionals in den Clubs mit der Rolle, die wir eigentlich dort spielen sollten, nicht zusammengepasst hat. Ich habe mich in dieser uns in gewisser Weise zugewiesenen Rolle nicht wohlgefühlt.

 

Welche Rolle hatte der Pro damals?

SQ: Als ich 1984 im Frankfurter Golf Club meine Ausbildung bei Henning Strüver begann, erzählte er mir, dass er zwei Jahre zuvor nur auf die Terrasse des Clubhauses durfte – aber nicht ins Clubhaus. Und als ich mir diesen Beruf aussuchte, sagte meine Mutter zu mir: „Du begibst Dich auf das niedrigste soziale Level, das mir bekannt ist!“ Heute ist sie sehr happy mit dem, was aus mir geworden ist, und überall in ihrem Haus liegen Zeitschriften mit meinen Artikeln oder mit Artikeln über mich.

Die Rolle des Golfprofessionals und sein Beruf haben sich in den letzten 40 Jahren gottseidank grundlegend gewandelt: Wir alle sind heute Business-Leute. Der Beruf des Golfprofessionals ist heute als Business anerkannt, und damit wird auch der Professional selbst viel mehr wertgeschätzt. Das ist auch ein Grund, weshalb ich nicht als Golflehrer bezeichnet werden möchte. Ich bin PGA Golfprofessional. Wir Professionals sind die Basis des Spiels, darüber hinaus aber auch diejenigen, die in vielen anderen Bereichen des Golfmarktes höchst kompetent sind. Deshalb war ich auch sehr froh, als wir uns 1995 von „Deutscher Golflehrer Verband“ in „Professional Golfers Association of Germany“ umbenannt haben, weil dies das, was wir machen, deutlich besser widerspiegelt.

 

War diese neue Definition des PGA Golfprofessionals auch eine Motivation für Sie, sich bei der PGA of Germany zu engagieren und schließlich im Jahr 2000 das Amt des 1. Vorsitzenden zu übernehmen?

SQ: Ich wollte, dass der Verband in der Golfwelt als höchst attraktiver Business-Partner anerkannt wird, und dass eine Partnerschaft mit uns Professionals für Unternehmen begehrenswert ist, und dies dem Verband letztlich hilft, auch finanziell besser dazustehen. Da gab es durchaus noch Luft nach oben. Mir schwebte ein Verband vor, dessen Mitglieder stolz darauf sind, ihm anzugehören, und die in ihrem Club und die ihren Schülern und Kunden stolz zeigen, dass sie PGA Golfprofessionals sind. Denn ein solches Selbstverständnis strahlt dann auch auf die Partner des Verbandes ab. Das ist zum Beispiel von jeher der PGA of Great Britain & Ireland sehr gut gelungen: Deren Mitglieder verweisen stets darauf, dass sie PGA Golfprofessionals sind; dort sagt keiner, er sei Golflehrer. Das sollte in meinen Augen bei uns genauso sein, und daran haben wir von Beginn an gearbeitet.

 

Welches sind in Ihren Augen die PGA Meilensteine in den über 21 Jahren ihrer Präsidentschaft?

SQ: Die Vision eines neuen, modernen Berufsverbands haben wir im Vorstand bereits in den 90er-Jahren entwickelt, 1. Vorstand war damals, seit 1993, Heinz Fehring, und ich war sein Stellvertreter. Ein erster und ganz entscheidender Schritt für die Entwicklung war 1994 die Einstellung von Rainer Goldrian als hauptamtlichem Geschäftsführer, der diese Vision umsetzen sollte. Die Gründung der Aus- und Fortbildungs GmbH 1996 unter Führung von Ines Halmburger hatte ebenso große Bedeutung. Wir haben dann mit der pro!golf eine eigene Golfzeitschrift herausgegeben, die den Verband und unsere Aktivitäten abgebildet hat, und die für unsere Wahrnehmung im Markt ganz wichtig war. Ganz entscheidend war schließlich 2004 die Gründung der Professional Golf AG, die wirtschaftliche Sicherheit und Handlungsfreiraum für das Tagesgeschäft gebracht hat. Mit dem Kauf der damaligen EPD Tour, der heutigen Pro Golf Tour, haben wir uns 2005 eindeutig zur Förderung des professionellen Turniergolf bekannt, und 2012 schließlich die Struktur der Ausbildung entscheidend verändert und rundum modernisiert.

Jedes Mal, wenn wir uns in den vergangenen 21 Jahren neu zur Wahl gestellt haben, haben wir neue Projekte nach vorne getragen, die mal intern und mal extern ausgerichtet waren, die uns am Herzen lagen und die wir letztlich gemeinsam den Geschäftsführern erfolgreich umgesetzt haben.

 

Guido Tillmanns, Sie waren während ihrer Berufslaufbahn schon in sehr vielen Bereichen des Berufs PGA Golfprofessional aktiv: Sie haben als Golflehrer unterrichtet, Sie waren verantwortlich für das Golfreisen-Programm der MS Europa, Sie haben Golfanlagen konzipiert und aufgebaut, betrieben und gemanagt – was macht den Beruf „Golfprofessional“ heute aus?

Guido Tillmanns: Die Qualität der Ausbildung zum Fully Qualified PGA Golfprofessional ist die Basis des Berufs und des beruflichen Erfolgs. In unserem Metier ist eine hohe soziale Kompetenz gefordert – das war früher so, und das ist heute so. Zu den Fähigkeiten, die aktuell aber am meisten gefragt sind, gehören die organisatorischen Fähigkeiten und die Eigenvermarktung. Wir haben die glückliche Situation, als PGA of Germany und Berufsverband quasi Monopolist zu sein. Unsere Mitglieder finden aber natürlich in ihrer Stadt oder auf ihrer Anlage einen Mikrokosmos vor, in dem sie sich mit ihrem Angebot präsentieren und behaupten müssen.

Dadurch, dass unser Ausbildungsprogramm zum Fully Qualified PGA Golfprofessional sehr breitgefächert ist, hat gleichzeitig jedes Mitglied die Möglichkeit, seinen speziellen Bereich in diesem Kosmos zu finden. Diese weit über 30 verschiedenen Tätigkeitsfelder, die einem PGA Golfprofessional heute offenstehen, zeigen im Grunde auch die Entwicklung des Verbandes in den letzten Jahren: Wir eröffnen unseren Mitgliedern verschiedenste Wege zu einer erfolgreichen Karriere im Golfbusiness. Sie müssen diese Wege nur gehen und mit Leben füllen.

 

Wenn Sie Ihre eigene Ausbildung zum Golflehrer mit der heutigen Schulung zum PGA Golfprofessional vergleichen: Sind das zwei Welten?

GT: Das ist heute eine Welt weiter, würde ich sagen, vielleicht sind es auch zwei Welten. Als ich anfing, funktionierte Platzreife so: Der Spielführer spielte mit dem Kandidaten zwei Löcher, stellte fest, dass der besser spielte als er selbst, und das Thema war durch. Wenn ich mir heute ansehe, was unsere Azubis allein im Bereich Sportwissenschaft lernen, und mit welcher Professionalität die Aus- und Fortbildungs GmbH da agiert, dann ist das wirklich ein Quantensprung – also das ist tatsächlich zwei Welten weiter. Genau das musste auch passieren, weil wir mehr und mehr Professionals geworden sind. Dem mussten wir uns anpassen.

 

Der Verband verzeichnet aktuell 2010 Mitglieder und ist damit die größte PGA Kontinental-Europas. Gemeinsam mit Kariem Baraka, dem neuen 1. Vorstand der PGA of Germany, haben Sie mit der PGA Business-Division noch ein Projekt angestoßen, das die Position der PGA of Germany und ihrer Mitglieder im Markt weiter stärken und langfristig soll. Wie wichtig ist dieses Projekt in Ihren Augen?

GT: Die PGA Business-Division trägt der großen Diversifizierung des Golfmarktes und den verschiedenen Bereichen Rechnung, in denen unsere Mitglieder tätig sind. Zum einen können sie sich mit Hilfe der Business-Division innerhalb ihrer Fachgebiete mit Kollegen gezielter austauschen und sich noch intensiver fortbilden. Zum anderen erlaubt das Projekt mittelfristig auch den Austausch mit Personen, die zwar keine klassischen PGA Golfprofessionals sind, sehr wohl aber Experten des Golfmarkts. Von einer solchen Kommunikation profitieren dann beide Seiten. Ich bin sehr gespannt, wie das Projekt umgesetzt wird und freue mich darauf!

 

Achim Lehnstaedt, Sie gelten als hervorragender Spieler, schlagen den Ball linksherum noch besser als rechtsherum, Sie haben viele Jahre Golfunterricht gegeben, aber auch Golfanlagen aufgebaut und gemanagt. Als Schatzmeister der PGA of Germany waren Sie mehr als zwei Jahrzehnte lang für die wirtschaftliche Bilanz des Verbandes verantwortlich. Kann man sagen, dass Sie mit Stolz einen finanziell gesunden Verband übergeben?

Achim Lehnstaedt: Ja! Das darf ich ohne zu zögern sagen. Meine Karriere als Ehrenamtler begann bei der PGA of Germany als Kassenprüfer, als Schatzmeister durfte ich mich seit 1997 um die Finanzen kümmern. In den 90ern sahen die Zahlen, man kann es gar nicht anders sagen, desolat aus. Wir haben den Verband dann neu strukturiert und sehr zügig wieder in ruhigeres finanzielles Fahrwasser geführt.

 

Damit die PGA finanziell gesund bleibt, ist es essentiell, dass nach wie vor jedes Jahr junge Menschen diesen Beruf ergreifen und die Ausbildung absolvieren. Was kann dazu beitragen, dass die PGA of Germany wirtschaftlich gesund bleibt?

AL: Mit der PGA Business-Division gehen wir mit Sicherheit in die richtige Richtung. Darüber erhoffen wir uns viele Synergie-Effekte. Zum einen durch den Zugewinn an Mitgliedern, zum anderen durch den Ausbau unserer Position am Markt. Wir möchten eine noch stärkere Macht am Golfmarkt werden, und unser Ziel mit der Business-Division ist, dass langfristig gilt: „Wenn Du da nicht drin bist, bist Du draußen!“ Unser Traum wäre, dass alles, was sich im Golf professionell abspielt, und jeder, der beruflich im Golf tätig ist, Mitglied der PGA Business-Division sein möchte.

 

Nach einem Vierteljahrhundert als PGA Vorstand: Woran erinnern Sie sich am liebsten?

AL: Schon die Vorstandswahl 1997 empfand ich als besonders schön. Ich war damals eigentlich nur als normales Mitglied anwesend und hatte im Grunde gar keine Ambitionen für ein solches Amt, wurde dann aber sehr überraschend in den Vorstand gewählt. Das war ein schöner Start. Besonders gefallen hat mir dann diese Aufbruchstimmung, die herrschte: Nach dem ersten Besuch der Geschäftsstelle in Neuss, was im Grunde eine vergilbte, verrauchte Vierzimmerwohnung war, dachte ich mir: Da kannst Du seriös gar niemanden dazu bringen, der PGA irgendetwas zu sponsern. Das war kein Ort, an dem man sich wohlgefühlt hat, und die Räumlichkeiten ließen jegliche Seriosität vermissen. Wie wir dann mit extrem viel Engagement eine neue Geschäftsstelle in Augsburg eingerichtet haben und unsere Akzeptanz am Markt verbessern konnten, das hat viel Freude gemacht. Damals standen wir zumindest mit unserer Ausbildung an einem gewissen Scheidepunkt, denn der Deutsche Golf Verband begann, seinerseits Programme zu entwickeln. In dieser Phase haben wir mit den richtigen Leuten die richtigen Dinge gemacht, und da bin ich nach wie vor total stolz drauf, dabei gewesen zu sein!

 

Stichwort Ausbildung: Wo sehen Sie die PGA of Germany da heute im internationalen Vergleich, Herr Tillmanns?

GT: In der Ausbildung sehe ich uns weltweit insgesamt unter den Top 3, was das Programm und die Qualität angeht. Auch die Anzahl der Azubis bleibt stabil beziehungsweise zieht sogar wieder etwas an – für den PreCourse 2021 hatten 72 Teilnehmer gemeldet, und diese gehen fast vollständig weiter in die Modulausbildung I. Diese Entwicklungen im Auge zu behalten, die Programme stets anzupassen und auf Stand zu halten und die Zahl der Auszubildenden im Auge zu behalten und bei den entsprechenden Maßnahmen Ines Halmburger zu unterstützen, das wird eine der Hauptaufgaben für unsere Nachfolger sein. Denn das möchte ich unterstreichen: Die hohe Qualität unserer Ausbildung, für die wir immer wieder gelobt werden, ist kein Zufallsprodukt. Dahinter steckt harte Arbeit.

 

Wenn sie zurückblicken: An welche Dinge in den Jahren als PGA Vorstandsmitglied und Vizepräsident denken Sie besonders gerne?

GT: Die Zeit als Ausbildungskoordinator in den 90er-Jahren war besonders intensiv und spannend; als wir Skripte für die Ausbilder und Coaches geschrieben haben. Das war eine sehr kreative Zeit. Wir haben zum Beispiel damals Roland Becker geholt und gesagt: Okay, geben wir ihm mal das Putten. Später ist er dann Nationaltrainer geworden. Die Zusammenarbeit mit Stefan Quirmbach und Achim Lehnstaedt war ebenso wie die mit der Geschäftsführung von Vertrauen geprägt. Es war schön, so zu arbeiten und auch zu beobachten, wie sich der Verband entwickelt.

 

Herr Quirmbach, was würden Sie einem jungen Menschen mitgeben, der sich entscheidet, 2022 diesen Beruf zu ergreifen?

SQ: Wir alle drei hier lieben Golf und sind Golf-verrückt im positiven Sinne. Wenn die US Open läuft, sitzen wir alle bis 2 Uhr morgens vor dem Fernseher, um das zu sehen. Unser Beruf hat lange Arbeitszeiten, und er ist nicht unbedingt völlig sozialverträglich. Aber man macht das, weil man es einfach so liebt, und weil es eine tiefe Leidenschaft ist. Und wir haben diesen Beruf vor 40 Jahren schon mit dieser Leidenschaft ausgeübt, als es noch keine Radargeräte und Bodendruckmessplatten gab. Wir arbeiten da, wo andere Urlaub machen, und wir dürfen anderen etwas beibringen – das ist doch super! Diese Freude an der Aufgabe und diese Leidenschaft für den Sport, das würde ich mir für alle wünschen, die unseren Beruf ergreifen.

 

Wie werden Sie der PGA of Germany weiter verbunden bleiben?

Achim Lehnstaedt: Ich werde versuchen, auch andere Marktteilnehmer der PGA zuzuführen, und natürlich auch den Kontakt zu den neuen Vorstandmitgliedern halten. Und natürlich werde ich bei Veranstaltungen wie der PGA Arbeitstagung und der Generalversammlung dabei sein! Mir liegt daran, dass wir unsere neuen Mitglieder motivieren, dass sie auch ihren Verband leben und nicht nur jeder auf seiner Anlage seinen Job macht. Letztlich sind wir in unserer Gemeinschaft als PGA Germany stark und können etwas bewegen im Golf.

 

Weshalb ist Golf ihr Traumberuf?

Achim Lehnstaedt: Ich liebe diesen Sport. Ich liebe es, mit Menschen zusammen zu sein, Menschen, die ich in ihrer Freizeit unterstützen kann. Ein Beruf, in dem man nicht mehrmals am Tag auf die Uhr schaut, um zu checken, wann endlich Feierabend ist, das ist der richtige Beruf.

Guido Tillmanns: Für mich war es immer die Freude am Spiel. Alles andere hat sich daraus entwickelt!

Stefan Quirmbach: Golf ist das facettenreichste Spiel, das mir bekannt ist, und das gilt gleichermaßen für das Umfeld dieses Sports. Und weil beides so groß ist, macht es so viel Freude. Man kann sich in jedem Bereich immer weiterqualifizieren. Wenn man wirklich ein Professional im Golf ist und diesen Beruf mit Leidenschaft lebt, dann ist das überaus erfüllend. <