Rio Grande/Puerto Rico − Er hatte sich schon umgezogen, T-Shirt und Shorts an, die Sachen waren gepackt, alles bereit für die Fahrt zum Flughafen. Nach 72 Löchern der Puerto Rico Open, ein mit drei Millionen Dollar dotiertes Turnier der PGA Tour, war Alex Cejka mit 7 unter Par ins Clubhaus gekommen, hatte in dieser Woche Runden von 70, 67, 75 und 69 Schlägen unterschreiben und war eigentlich schon ganz zufrieden damit, wohl Dritter zu werden beim Turnier auf dem Par-72-Platz des Trump Interntaional Golf Club in Rio Grande in Puerto Rico. Der Argentinier Emiliano Grillo und Jon Curran aus den USA standen zu diesem Zeitpunkt in der vorletzten Gruppe mit 8 unter Par am 18 Tee, ein 576 Meter langes Par 5. Doch beide kassierten ebenso überraschend wie unisono ein Bogey; Grillo verschob seinen Sieg-Putt zum Par dabei aus einem halben Meter. Lip-out. Und plötzlich fand sich Alex Cejka im Stechen, ebenso wie Tim Petrovic und Sam Saunders, zwei weitere US-Amerikaner.

"Glücklicherweise kam noch eine Gruppe und ich konnte mich schnell wieder umziehen", so Cejka. Während die Playoff-Kollegen zur Driving Range gingen und noch einige Bälle im Nieselregen schlugen, warf sich Cejka in frisches, trockenes Golfgewand und begab sich von der Umkleide direkt zum Abschlag. Wieder Bahn 18. Seinen Drive platzierte er sicher auf dem Fairway, die Annäherung landete im Grünbunker. Von dort spielte er den Ball fünf Meter an die Fahne und hatte nun einen kniffligen aber machbaren Putt zum Birdie. Drei Kontrahenten hatten ihre Birdie-Chance zu diesem Zeitpunkt schon vergeben, doch Cejka traf. Jubeln konnte er aber erst, als Saunders seinen Birdiesversuch aus etwa vier Metern knapp vorbeigeschoben hatte und der erste Sieg des Deutschen in die Geschichtsbücher des Golfsports eingetragen werden konnte.

"Der ganze Tag heute war recht zermürbend. Ich hatte einen wirklich guten Start", so Cejka, der nach sechs Löchern vier unter Par lag und sein einziges Bogey an Bahn 11 kassierte." Ich habe mir schon gedacht, dass heute noch was gehen kann, aber niemand hätte erwartet, dass Grillo und Curran am Schlussloch Bogey spielen. Ich bin sehr froh, dass es vorbei ist, und dass ich es endlich geschafft habe."

"Er hat es wirklich verdient."

Die Mitspieler gratulierten spürbar herzlich: "Es freut mich für Alex. Er ist so lange dabei und ein so großartiger Spieler. Er hat es wirklich verdient", sagte etwa Sam Saunders.

"Es war nicht immer einfach, den Glauben an sich selbst nicht zu verlieren", sagte Cejka später im Siegerinterview. "Dieser Sieg ist jetzt wirklich die Sahne auf dem Kuchen." Insbesondere das letzte Jahr sei hart gewesen, als er seine Tourkarte verloren und sich über die web.com Tour wieder zurück auf die PGA Tour gekämpft habe. "Da spielt man gegen all diese jungen Newcomer, während man selbst langsam dem Ruhestand entgegen geht", so Cejka. "Jetzt kann ich, wenn ich mich eines Tages zur Ruhe setze, zumindest sagen, dass ich auf der PGA Tour gespielt, und auch einmal gewonnen habe."

Gedanken an die Rente kann er gebürtige Marienbader, der später nach München auswanderte, dort viele Jahrzehnte lebte und seine Tourkarriere begann, vorerst getrost aufschieben: Mit dem Sieg spielt er für zumindest zwei weitere Jahre auf der PGA Tour.