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Bernhard Langer: Champion der Champions

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Gewinn der Geldrangliste und des Charles Schwab Cup

08. Dezember 2014

PGA Golfprofessional Bernhard Langer spielte in diesem Jahr so gut wie kein Senior vor ihm. Der 57-Jährige gewann auf der Champions Tour zwei Majors und drei weitere Turniere, die Geldrangliste und die Jahreswertung, den Schwab Cup! Deftlef Hennies, Stellvertretender Chefredakteur des GOLF MAGAZIN, Partner der PGA of Germany, begleitete das PGA-Ehrenmitglied bei seinem historischen Triumph in Arizona.

Der Mann war mal die Nummer eins der Welt, hat zweimal das US-Masters gewonnen, zweimal den World Cup, 42 Turniere auf der European Tour, im Ryder Cup satte 24 Punkte für die Europäer geholt – nur Nick Faldo schaffte einen mehr. 20, 30 Jahre ist das her. Und jetzt, mit 57 Jahren, legte Bernhard Langer auf der amerikanischen Champions Tour eine Saison hin, die er selbst „als phänomenal, als eine meiner besten überhaupt“ bezeichnet.

Wohlgemerkt: Das Urteil ist nicht auf die Liga der ehrenwerten älteren Herren (50 Jahre alt müssen sie mindestens sein) beschränkt, sondern gilt für Bernhards ohnehin schon grandiose Lebensleistung als Golfer. Fünf Turniere hat er zwischen Januar und Oktober gewonnen. Das erste gleich zum Saisonstart im Januar, bei der Mitsubishi Electric Championship auf Big Island. Im Mai folgte die Insperity Invitational in Texas und Ende Juni sein erstes Major des Jahres, die Senior Players Championship in Pennsylvania. Einen Monat später kam das zweite: Bei der Senior Open Championship in Wales spielte Langer „ein Turnier, bei dem fast alles klappte“ und er mit 13 Schlägen Vorsprung zeigte, was zumindest bei ihm noch geht im höheren Alter. Mitte August folgte der Sieg bei der Dick’s Sporting Goods Open in New York.

21 Turniere, fünf Siege, viermal Zweiter, dreimal Dritter, 18 Mal in den Top Ten, nie den Cut verpasst. Eine herausragende Bilanz. Der atemberaubende und von Jack Nicklaus entworfene Cochise-Platz von Desert Mountain in Arizona war die angemessene Bühne für die Schwab Cup Championship, das große Saison-Finale. Nur die besten 30 Pros des Jahres sind eingeladen, um in der Halbwüste von Scottsdale an monumentalen Kakteen vorbei zu spielen. Sowie um 2,5 Millionen Dollar Preisgeld!

Und normalerweise auch um den goldenen Schwab Cup, der die prestigeträchtige Jahreswertung der Champions Tour symbolisiert. Die aber hat sich Langer schon vorzeitig gesichert, weil sein Vorsprung einfach zu groß ist. Der Letzte, der das vor ihm geschafft hat, war Hale Irwin in dessen Sensations-Jahr 2002! Bernhard Langer startete, für seine aktuellen Ansprüche, durchwachsen in das Turnier. Die 66 Schläge am ersten Tag sind top, die 70 am zweiten eher nicht. Im Moment bedeutet das acht Schläge Rückstand auf den Führenden Jay Haas. Jetzt, Samstag früh, sitzt Langer auf dem Ergometer im Fitness-Trailer der Tour und radelt sich warm. Grundsätzlich haben Journalisten hier keinen Zutritt, wenn aber ein Langer nickt, dann gehen auch in den USA viele Türen auf. Also, Bernhard strampelt, und auch ich bringe mich in Form – zumindest gedanklich. Was ich erfahre: Langer weiß gar nicht, wie gut er wirklich war und ist in dieser Saison! Zumindest, wenn es um die reinen Zahlen geht.

„Nein“, sagt er, „ich kümmere mich nicht besonders um die vielen Statistiken, die es gibt.“ Zum Glück hat ihm sein Kollege Fred Funk erzählt, dass Bernhard im Laufe der Saison fast 80 Prozent aller Grüns nach Plan (oder „in regulation“, wie die Amerikaner sagen) getroffen hat. Da hat er Recht, der Fred, ebenso mit dem Hinweis, dass es in dieser Kategorie noch nie einen besseren Wert gegeben hat – ganz egal, auf welcher Tour. Zum Vergleich: Rory McIlroy, die aktuelle Nummer eins der „großen Golfwelt“, trifft nur sieben von zehn Grüns. Bernhard antwortet mit einem Lächeln: „Das spricht für viele gute Schläge in meinem Jahr.“ Das kann man so sehen. Zumal es eine weitere Kategorie gibt, die am Ende des Jahres die noch viel wichtigere ist, und in der Bernhard ebenfalls deutlich führt: der Score pro Runde! Da kommt der Deutsche übers Jahr gesehen mit 68,05 Schlägen aus.

Bernhard Langer kommt mit 68,05 Schlägen pro Runde aus

Ein famoser Wert, der in dieser Saison ebenfalls unerreicht ist. Bernhard wechselt auf die Massagebank, lässt sich von Doug, dem Physiotherapeuten im Fitness-Van, ordentlich verbiegen. Langer: „Ich dehne mich zweimal am Tag, ganz egal, wo ich bin. Morgens und abends. Ich bin nicht sicher, ob ich noch auf der Tour spielen würde, wenn ich im Laufe der Jahre nicht so viel für meinen Körper getan hätte.“ In jedem Fall gilt der Mann aus Anhausen, der in der Startliste mit der Herkunft „München“ geführt wird (Langer: „Amerikaner können weder mit Anhausen noch mit Augsburg etwas anfangen“) als der fitteste unter den Golf-Senioren, die diese Bezeichnung eigentlich gar nicht verdienen, weil sie nur wenig von ihrer Leistungsstärke verloren haben. Ist Langer vielleicht sogar besser als in den Jahren 1985 und 1993, als er unter anderem zweimal das US-Masters gewann?

Bernhard: „Ich weiß nicht, wie man die Leistungen vergleichen könnte. Tatsache aber ist, dass bei mir zur Zeit alles stimmt. Ich habe eine sehr befriedigende Phase in meinem Leben erreicht. Zu Hause ist alles bestens, ich bin gesund, genieße mein Golfspiel, habe einen guten Coach und einen guten Caddie. In der nächsten Woche heiratet meine älteste Tochter. Ich fühle mich gesegnet und bin für all das sehr, sehr dankbar.“ Dabei ist es ja nicht so, dass er auch nur eines seiner sieben Jahre auf der Champions Tour geschwächelt hätte. Seitdem Langer bei den Senioren spielt, hat er die Geldrangliste sechs Mal gewonnen; nur 2011 nicht, als er wegen einer Daumenverletzung nicht voll angreifen konnte.

Die halbe Stunde, die Bernhard für den Fitness-Van eingeplant hat, ist rum. Jetzt hat er „eine Stunde Golf “ auf dem Zettel. Die finale Vorbereitung auf die Runde. Erst putten, dann das Kurze Spiel, anschließend die langen Schläge, nochmal aufs Übungsgrün und rechtzeitig aufs Tee. Auch heute wird er kämpfen müssen, weil der Putter „kalt“ bleibt, wie schon am Freitag. Am Ende wird es wieder eine 70, gefolgt von der nächsten Extra-Einheit auf Puttinggrün und Driving Range; dass er da an diesem späten Nachmittag der Einzige ist, muss man kaum erwähnen.

227 unter Par nach 21 Turnieren

Der Mann beißt, wann und wo auch immer. Oder, wie es sein inzwischen ebenfalls in den Champions-Tour-Jahre gekommener Kumpel Colin Montgomerie ausdrückt: „Bernhard ist 57, und er hat noch immer diesen ungeheuren Erfolgshunger. Wenn er meint, er müsse bis tief in die Nacht trainieren, dann macht er es. Auch heute noch. Es ist dieser Einsatz, dieser Biss, den ich schon früher an ihm geschätzt habe, als wir zusammen im Ryder Cup so viele Punkte geholt haben.“ Am Sonntag beißt Bernhard, um im Bild zu bleiben, wieder sehr erfolgreich. Seine 65er-Runde ist die beste des Tages, sie trägt ihn hinauf auf den vierten Platz hinter Sieger Tom Pernice, der Jay Hass nach vier Löchern im Stechen besiegt, und Kenny Perry. Langer beendet das letzte offizielle Turnier seines grandiosen Jahres stilvoll mit einem Birdie. Auch dazu gibt es natürlich eine Statistik: Er liegt nach seinen 21 Turnieren im Jahr 2014 bei exakt 227 unter Par – das sind theoretisch gut zehn Birdies und keine Bogeys oder noch größere Unfälle pro Turnier. Verkraften Sie noch ein paar Zahlen? Dann diese: Langer hat pro Turnier im Schnitt gut 146.000 Dollar verdient; das sind umgerechnet mehr als 116.000 Euro.

Nicht berücksichtigt ist dabei allerdings die Extra-Million, die es für den Sieg in der Schwab Cup-Wertung gab. Wie aber sieht es für die kommende Saison aus? Droht da wieder der Zustand, den Colin Montgomerie so beschrieben hat: „Völlig egal, mit welchen Fragen und Aufgaben wir Bernhard in diesem Jahr konfrontiert haben – er hatte immer eine noch bessere Antwort oder Lösung parat.“ Vielleicht nicht, denn Langer wird sich ab Januar nicht so sehr auf die Champions Tour konzentrieren, wie er bisher gemacht hat: „Durch meine Erfolge in diesem Jahr bin ich 2015 nicht nur bei der Players Championship in Sawgrass spielberechtigt, sondern auch bei der British Open. Sawgrass und St. Andrews, das sind schon Plätze, auf die ich mich sehr freue – zumal es ja das jeweils letzte Mal für mich sein kann. Beide Turniere können aber auch sehr anstregend werden, so dass ich meine Saison ein wenig anders planen muss.“

In Augusta, beim US-Masters, darf er nach seinen beiden Siegen im vergangenen Jahrhundert ja quasi auf Lebenszeit abschlagen. Langer mit einem Augenzwinkern: „Ich gehe mal davon aus, dass ich dort noch ein paar Jahre spielen werde.“ Es besteht also Hoffnung für Montgomerie, Kenny Perry und ganz besonders Fred Couples. Der war beim ersten Turnier des Jahres mit dem klar geäußerten Vorsatz angetreten, „so stark wie möglich zu spielen und den Schwab Cup zu gewinnen. Den habe ich nämlich noch nicht.“ Das erste Turnier war die besagte Mitsubishi Electric Championship und Langers perfekter Einstieg in die Saison: „Stimmt. Zumal Freddy, wie angekündigt, sehr stark gespielt hat und ich alle Hände voll zu tun hatte, ihn zu besiegen. Spätestens da war klar, dass wir alle noch ein wenig zulegen müssen, um erfolgreich zu sein.“

Eine Schippe drauflegen, noch besser werden – wenn das einer schafft, dann Langer. Trotz des für einen Leistungssportler sehr reifen Alters von 57 Jahren? Bernhard nickt: „Das geht. Gerade beim Putten. Wenn ich in Zukunft pro Runde nur einen halben Putt weniger brauche, sind das bei einem Vier-Tage-Turnier zwei Schläge weniger – und die machen einen Riesenunterschied.“ Die Nachricht höre ich wohl. Bei Langer fehlt mir noch nicht einmal der Glaube.

Lesen Sie die ganze, packende Geschichte von Autor Detlef Hennies mit allen Zahlen und Statistiken und vielen Bildern in der Dezember-Ausgabe des GOLF MAGAZIN. Das GOLF MAGAZIN ist offizieller Medien-Partner der PGA of Germany.