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Interview

News

„Exzellenter Unterricht ist unser Markenzeichen“

19. September 2022

Kariem Baraka, Jahrgang 1978, ist seit dem 19. September 2021 Präsident der PGA of Germany. Im Interview zieht der ehemalige Tourspieler eine Zwischenbilanz nach genau einem Jahr im Amt, und ist überzeugt: „Wir brauchen in Deutschland noch viel mehr Golferinnen und Golfer!“

von

 

Kariem Baraka, Sie sind jetzt seit fast genau einem Jahr im Amt als 1. Vorsitzender und Präsident der PGA of Germany. Wie gefällt Ihnen diese Aufgabe?

„Sie gefällt mir sehr gut! Wir haben sowohl im Vorstand als auch in der Geschäftsstelle ein tolles Team, tauschen uns regelmäßig aus und bringen viele Dinge voran. Die Zusammenarbeit macht richtig Spaß!“

Haben Sie sich die Aufgaben so vorgestellt, als Sie sich im September 2021 zur Wahl gestellt haben?

„Nachdem ich dem Vorstand ja schon zuvor drei Jahre lang angehört habe, wusste ich, was auf mich zukommt. Meine Aufgaben als PGA Präsident haben wir auch im Vorfeld sehr klar definiert, insofern gab es da bisher keine großen Überraschungen; ich konnte mich gut vorbereiten und habe mir das alles so vorgestellt.“

Sie sind ein aktiver Präsident, der seinen Berufsverband gestaltet, kein Grüß-Onkel, der nur hie und da eine Siegerehrung vornimmt. Wieviel Zeit investieren Sie wöchentlich in das Projekt PGA of Germany?

„Im Schnitt investiere ich etwa einen Tag pro Woche in das Thema PGA. Das setzt sich aus Veranstaltungen und Telefonaten zusammen, aus E-Mails am Abend oder Besuchen in der Geschäftsstelle oder bei Veranstaltungen.“

 

Das gesamte Interview als Audio-Datei.

 

Sie sind der erste Präsident der PGA of Germany, der kein ausgebildeter Golflehrer ist. Spiegelt Ihre einstimmige Wahl durch die Mitglieder des Berufsverbands damit auch in gewisser Weise die Veränderung und Öffnung dieses Marktes hin zum „Professional des Golfsports“ wider?

„Die PGA of Germany ist schon lange nicht mehr nur der Verband der Golflehrer. Auch wenn das natürlich der Schwerpunkt unserer Tätigkeit ist, die Themen Ausbildung und Fortbildung zentrale Bedeutung haben und der Großteil unserer Mitglieder nach wie vor zum Fully Qualified PGA Professional ausgebildet wurde: Zahlreiche Verbandsmitglieder sind heute in anderen Segmenten als dem Teaching aktiv und verdienen ihr Geld schon lange nicht mehr als Golflehrer oder auch nicht mehr als Tourspieler. Wir gehen hier mit der Zeit, und insofern ist das schon richtig, dass dies auch nach außen sichtbarer wird, indem ich als Mitglied der Playing Division nun als 1. Vorstand den Verband führe.“

„Ich war beeindruckt von den höchst professionellen Abläufen der Ausbildung!“

Um kurz beim Thema Ausbildung zu blieben: Als Tourspieler haben Sie selbst unter etlichen Coaches trainiert, jetzt bekommen Sie als 1. Vorsitzender des Berufsverbands tiefen Einblick auch in die Ausbildung zum Fully Qualified PGA Professional: Wie sehen Sie die Qualität und Intensität dieser Ausbildung?

„Natürlich waren mir Umfang und Intensität der im Normalfall dreijährigen Ausbildung bekannt, und ich unterstütze das im vollen Umfang und halte das auch für genau in dieser Form richtig. Im letzten Herbst aber war ich persönlich bei den Abschlussprüfungen im Quellness Golf Resort in Bad Griesbach dabei und muss sagen, dass ich absolut beeindruckt war von den höchst professionellen Abläufen. Vor allem, wie engagiert unser Lehrteam und der Prüfungsausschuss an das ganze Thema herangeht, hat mich begeistert! Das war eine Veranstaltung auf sehr hohem Niveau. Auch, mit welcher Ernsthaftigkeit die Prüflinge an das Thema herangehen, war deutlich sichtbar. Da war schon eine gewisse Nervosität spürbar und eine besondere Atmosphäre, denn alle wissen: In der Woche geht es um alles!“

Sie waren selbst erfolgreicher Playing Professional, nun leiten Sie seit einigen Jahren als Geschäftsführer des GC München-Riedhof einen der renommiertesten deutschen Golfclubs. Helfen Ihnen die Erfahrungen aus beiden Bereichen auch in der Führung der PGA of Germany?

„Unsere PGA ist weit mehr als ein Verband, der nur ausbildet oder fortbildet. Und ganz gleich, ob ich die Erfahrungen nehme, die ich als Tourspieler gemacht habe, danach als Turnierdirektor der Pro Golf Tour oder in den letzten acht Jahren als Geschäftsführer des GC München-Riedhof: All dies hilft mir auch bei meinen Aufgaben als Präsident der PGA of Germany. Man sammelt Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen des Golfsports und kann diese dann in die Arbeit einbringen.“

Was sind in Ihren Augen die größten Herausforderungen, die in den kommenden Jahren vom PGA Vorstand und der Geschäftsführung zu bewältigen sind?

„Ganz wichtig wird immer sein, die Qualität der Aus- und Fortbildung beständig weiterzuentwickeln. Wir müssen immer guten Gewissens sagen können: Wer die Prüfung zum Fully Qualified PGA Professional mit Erfolg absolviert, ist auf dem neuesten Wissensstand und kann qualitativ hochwertigsten Unterricht erteilen. Exzellenter Unterricht – das ist unser Markenzeichen. Daneben werden wir uns sehr intensiv um das Thema PGA Business Division kümmern, das wir 2022 nach intensiver Vorbereitung gestartet haben. Dort steht im Focus, möglichst viele Berufsfelder unserer Mitglieder abzubilden.“

Die Projekt PGA Business Division nimmt ja bereits Fahrt auf – es ist ganz wesentlich Ihr „Baby“. Wie zufrieden sind Sie mit dem, was hier in den ersten Monaten passiert ist?

„Ich bin sehr zufrieden mit dem Start! Die Auftakt-Veranstaltung im Rahmen der BMW International Open im Golfclub München Eichenried war absolut gelungen, und die Resonanz der Markteilnehmer zum gesamten Thema ist sehr positiv. Und auch das konkrete Interesse an der Business Division ist wirklich groß, und zwar sowohl von außerhalb als auch seitens unserer bestehenden Mitglieder: Nach dem Start des Projekts haben sich über 300 unserer Mitglieder sehr schnell entscheiden, auch der Business Division beizutreten! Von außen kamen in den ersten Monaten weitere 100 Mitglieder hinzu – das ist enorm! Und wir werden dafür sorgen, dass die Business Division weiterhin wächst.“

Die Einteilung der Mitglieder der PGA of Germany in die drei Divisions „Player“, „Teacher“ und „Business“ bedeutet ja auch eine gewisse Restrukturierung des Verbands. Inwiefern ist das richtig und wichtig? Hat der Markt das gefordert?

„Als die Idee der Business Division vor drei Jahren entstand, haben wir beschlossen, mit der Teaching Division und der Playing Division zwei weitere Divisions einzuführen, um ein ganz klares Bild davon zu erhalten, was unsere Mitglieder tun und womit sie ihr Geld verdienen. Um dann im nächsten Schritt unser Angebot, was die Ausbildung und vor allem die Fortbildung betrifft, noch gezielter entwickeln zu können. Es soll uns die Schwerpunkte zeigen, in denen wir aktiv sein müssen, und wir spüren schon jetzt positive Effekte.“

 

„Mit nur 0,8 Prozent der Gesamtbevölkerung spielen in unserem Land immer noch viel zu wenige Menschen Golf.“

 

Entwickeln sich die PGA of Germany und der deutsche Golfmarkt an sich in eine gute, gemeinsame Richtung, oder sehen Sie hier Steuerungsbedarf?

„Ich sehe das Wachstum des Golfmarktes in Deutschland nicht ganz so positiv, wie es von anderen Verbänden dargestellt wird. Natürlich ist ein Wachstum von drei oder dreieinhalb Prozent erst mal in Ordnung. Aber mit nur 0,8 Prozent der Gesamtbevölkerung spielen in unserem Land tatsächlich immer noch viel zu wenige Menschen Golf. Wir müssen auf über 1 Prozent, besser über 1,5 Prozent kommen! Das muss unser aller Ziel in der Golfbranche sein: Wir brauchen in Deutschland noch viel mehr Golferinnen und Golfer! Zum Vergleich: In Island spielen vier Prozent der Bevölkerung Golf – da kann man allmählich von Breitensport sprechen; die machen irgendetwas besser als wir!“

Die PGA of Germany ist Teil der Initiative „Wir bewegen Golf“, zu der die führenden deutschen Golfverbände gehören. Wie können die Verbände gemeinsam etwas bewegen im Golf, damit solche Zahlen eines Tages Realität werden?

„Eine der aktuell größten Herausforderungen des Arbeitsmarktes ganz allgemein ist der Fachkräftemangel – das gilt auch für den Golfmarkt. Geeignetes Personal zu finden, ist für alle Golfclubs eine der größten Herausforderungen. Wir als PGA of Germany müssen unsere Azubis gut ausbilden, und darüber hinaus wollen wir mithelfen, Menschen ganz allgemein für den „Traumjob Golfplatz“ zu begeistern – dies zum Beispiel ist eine der aktuellen Initiativen von „Wir bewegen Golf“. Wir möchten auf das attraktive Berufsfeld der Golfbranche aufmerksam machen und die Möglichkeiten darstellen, die sich in diesem Segment bieten.“

Wie sehen Sie die PGA of Germany international eingebunden, wie wird sie wahrgenommen?

„Wir sind in regelmäßigem Austausch mit anderen PGAs, und ich glaube, wir sind da tatsächlich sehr gut eingebunden und wahrgenommen. Die PGA of Germany ist, was ihre interne Organisation und das Angebot für ihre Mitglieder betrifft, absolut auf Augenhöhe mit den anderen großen PGAs in Europa, und auch weltweit gesehen sind wir sehr gut aufgestellt.“

Ihr Vorgänger Stefan Quirmbach war mehr als zwei Jahrzehnte Präsident der PGA of Germany. Können Sie sich eine so lange Amtszeit vorstellen?

„Grundsätzlich muss ich ja erste einmal von den Mitgliedern gewählt werden. Die Voraussetzung dafür ist, dass wir im Vorstand und der Führung der PGA of Germany gute Arbeit leisten, was uns hoffentlich gelingt. Wie lange ich dieses Amt ausüben kann oder möchte, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich werde mich aber sicher zur Wahl stellen, so lange mir die Arbeit Spaß macht und ich merke, dass wir etwas bewegen und entwickeln können, und so lange ich das Vertrauen der Mitglieder habe.“

Sie haben als Geschäftsführer des GC München-Riedhof eine verantwortungsvolle Aufgabe, sie haben Familie und sind Präsident ihres Berufsverbands: Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Kariem Baraka aus?

„Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker, die Kinder müssen in die Schule, und dann gilt mein Tag in erster Linie erst einmal dem Golfclub München-Riedhof. Da stehen täglich völlig unterschiedliche Dinge an, sei es die Kommunikation mit den Mitgliedern, Organisatorisches mit der Gastronomie oder die Abwicklung von Turnieren, oder verwaltungstechnische Dinge. Mit der PGA of Germany gibt es fest vereinbarte Termine und alle etwa zwei bis drei Wochen ein Treffen in der Geschäftsstelle, und dann natürlich sind je nach den Dingen, die gerade anstehen, zum Beispiel eine Vorstandssitzung, Unterlagen vorzubereiten oder auch E-Mails zu bearbeiten. Und klar: Die Familie fordert auch ihre Zeit ein! Langeweile kommt tatsächlich selten auf.“

Ihre Kinder, Helena und Matteo, sind inzwischen begeisterte Golfer. Werden Sie ihnen eines Tages empfehlen, auch beruflich eine Karriere im Golfmarkt anzustreben? Als Tourspieler, Teacher oder allgemein im Golfbusiness?

„Ja! Grundsätzlich sollen sie natürlich das beruflich machen, was sie auch wirklich machen möchten und was ihnen Freude bereitet; ob das dann in der Golfbrache ist oder anderswo, spielt überhaupt keine Rolle. Wenn sie aber im Golf Fuß fassen wollen, werde ich sie dabei natürlich sehr gerne unterstützen. Es ist ein höchst attraktiver Markt! Wenn man die Liebe zu diesem Sport und diesem Spiel hat, ist es ein tolles Umfeld!“

Was war das Lustigste, was Ihnen als PGA Präsident in den letzten zwölf Monaten passiert ist?

„Als ich letztes Jahr die Abschlussprüfungen im Quellness Golf Resort in Bad Griesbach besucht habe, bin ich morgens zum Golfodrom gefahren, und als ich am Parkplatz aus dem Auto ausgestiegen bin und mir meine Golfschuhe angezogen habe, hatte ich neben einer unserer Auszubildenden geparkt, die sich gerade fertig machte für ihre Prüfung. Sie hat akribisch ihre Schuhe poliert, das Shirt nochmal geradegezogen – auch das Erscheinungsbild spielt ja eine Rolle. Und plötzlich fragte sie mich: „Und, wann bist Du dran?“ Ich habe nur ausweichend geantwortet und ihr viel Erfolg gewünscht – sie mir ebenso. Als sie dann später ihre Prüfung hatte, stand ich auf der Seite der Prüfer im Hintergrund, und erst da hat sie mich dann lachend erkannt.“

Da wären Sie also fast zu einer Fully Qualified Prüfung gekommen! Haben Sie tatsächlich einmal überlegt, selbst die dreijährige Ausbildung zum Fully Qualified PGA Professional zu machen?

„Nein – das hat sich für mich nicht ergeben. Nach meiner Zeit als Tourspieler habe ich sehr schnell Aufgaben bei der damaligen EPD Tour übernommen, der heutigen Pro Golf Tour, und in diesem Zuge dann auch die Ausbildung zum R&A-Referee in St. Andrews absolviert. Schließlich habe ich fünf Jahre lang als Turnierdirektor der Pro Golf Tour gearbeitet. Als mir die Herumreiserei auch wegen meiner Familie zu viel wurde, ergab sich der Kontakt zum Golfclub München-Riedhof, wo ein neuer Geschäftsführer gesucht wurde, und auch da war es dann ein nahtloser Übergang. Die Frage nach einer PGA-Ausbildung hat sich somit für mich persönlich nie gestellt. Ich kann sie aber jedem empfehlen, der im Golf Karriere machen möchte – eine bessere Grundlage dafür gibt es tatsächlich nicht!“

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Matthias Lettenbichler